Ja, es war wirklich ein langgehegter Wunsch und zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Immer noch! Ob ich ihm jetzt, nachdem so viel hinter mir liegt, nochmal nachgeben werde, in diesem Prozess befinde ich mich gerade. Aber zurück zu damals, meinem ersten Studium.
Es war in Bayreuth. Meine Freundin Barbara besuchte mich. Wir saßen hinten in unserem Wohnwagen, die Kinder waren im Bett und mein Mann machte die letzte Schicht an der Kasse.
Sie steckte noch in ihrem Studium (Physik, nach wie vor meine große Hochachtung). Ich erzählte ihr, dass ich ja immer gern Psychologie studiert hätte, aber ohne Abitur ginge das ja nicht. Und außerdem habe ich ja hier mein Leben, unsere Achterbahn, habe drei wundervolle Kinder und dann ist es eben so.
Ein paar Tage später rief sie mich an, erzählte mir, dass sie sich erkundigt hatte und dass es sehr wohl möglich sei, auch ohne Abitur zu studieren und dass es eine staatliche Fernuniversität gibt, die Fern-Uni Hagen.
Wow!
Ich weiß noch, wir waren für einen Zwischenstopp zu Hause und ich rief bei der Uni an:
"Guten Tag, mein Name ist Peggy Schierenbeck und ich wollte fragen, ob das stimmt, ob ich wirklich bei Ihnen ohne Abitur studieren kann?"
"Ja, das stimmt. Sie müssen dann allerdings zwei Prüfungen in einer bestehen. Weil Sie eben kein Abitur haben." Das war ja kein Problem. Er klärte mich noch über einige Formalien auf und wir legten auf. Meine Hände waren schweißnass, mein Herz schlug. ich konnte es nicht glauben.
Ich rief noch einmal an, hatte einen anderen Mitarbeiter aus dem Service-Center und er erzählte mir dasselbe.
Ich konnte es nicht fassen! So ein tolles Bildungssystem!
Ich schrieb mich ein, in ein Teilzeitstudium.
Aber ich merkte schnell, dass es sehr, sehr viel war. Ein Unternehmen, das meinen vollen Einsatz brauchte. Zudem drei Grundschulkinder.
Es gab dann eine Schlüsselsituation: Ich saß im Büro, bei uns zu Hause; mein Drahtseilakt zwischen unserem Betrieb irgendwo in Deutschland und zu Hause sein bei meinen schulpflichtigen Kindern. Meine Tochter hatte ein Frage, mein Sohn wollte etwas von mir wissen. Ich schaute in diese kleinen süßen geliebte Gesichter und ich dachte: Diese Zeit, in der die Kinder mich brauchen, die so begrenzt und so kostbar ist, die sollte nur ihnen gehören. Ich habe das nie bereut. Kinder werden so schnell groß. Und ich bin so dankbar dafür, dass ich diese drei wunderbaren Menschen in meinem Leben haben darf.
Ich schrieb mich also nicht erneut ein und war damit exmatrikuliert.
Jetzt, 16 Jahre später steht die Frage wieder da und ich bin gespannt, wie ich sie diesmal beantworten werde.